… nachdem wir nun schon fast 3 Saisons als Gästebetrieb mitgemacht haben war es doch immer wieder interessant neue Menschen kennenzulernen.
Von einigen Leuten wurden wir im Vorfeld gewarnt, dass Paraguayer stehlen oder viel kaputt machen. Dies können wir jedoch in keinster Weise bestätigen. Die paraguayischen Gäste waren bisher stets höflich und sympathisch. Vielen hat der Aufenthalt auf der Straußenfarm anscheinend so gut gefallen, dass sie sogar noch vor der Abreise die Betten wieder machten und wir ein ordentlich verlassenes Gästehaus antrafen.
Aus den deutschsprachigen Ländern hatten wir so manch interessanten Gast. Wie z. B. eine Künstlerin die Straußeneier mit Tiermotiven aus Ölfarbe bemalte oder einen Gast der spontan einen Tiffany-Kurse gab. Auch etliche Querdenker die sich über die geschichtliche Vergangenheit bzw. die Zukunft Europas und der Welt tiefe Gedanken machen sowie Auswanderinteressierte die sich einen Eindruck von Land und Leuten machen wollen oder einfach nur Touristen, die hier dann doch auf die Idee kommen nach Paraguay auswandern zu können.
Auch aus an Paraguay angrenzende Ländern hatten wir schon Besucher. Und zu besonders netten Gästen hält man auch nach dem Besuch noch den Kontakt aufrecht. Wie zum Beispiel zu Inge und Henry aus Argentinien.
An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass wir alle Bilder von Besuchern nur mit deren Erlaubnis veröffentlichen.
Alles in allem waren es fast nur angenehme, nette und sympathische Gäste.
… vergangenen Sonntag, den 7. November am frühen Mittag zogen von oberhalb unseres Grundstückes immer wieder einige Rauchwolken über unser Gelände. Wir dachten uns nichts dabei. Da es hier üblich ist, gelegentlich sein Grundstück abzufackeln (sprich das trockene Gras) dachten wir das ist sicher der Nachbar.
Nachdem nun die Rauchschwaden immer näher rückten und wir auch immer deutlicher das Feuer prasseln hörten, schauten wir doch mal nach.
An mehreren Stellen unseres Grundstückes oberhalb des von uns und den Straußen bewohnten Grundstückes waren etliche Feuerherde, die immer näher rückten.
Da es keinen Sinn machte, irgendwelche Löschmaßnahmen zu ergreifen ließen wir den Dingen ihren Lauf. Gegen 14.30 Uhr hatte sich das Feuer dann von selbst eingestellt. Gut, dass wir immer einen ca. 2 m breiten Streifen links und rechts des Zaunes entlang abmähen lassen. So konnte das Feuer nicht auf unser bewohntes Grundstück übergreifen.
Stellt sich nur die Frage wie sich oder wer das Feuer entzuendet hat!
Freitag Abend 29. Oktober gegen 9 Uhr zog ein Sturm auf, wie wir ihn bisher in solch einer Stärke in Paraguay noch nicht erlebt haben.
Trotz der dichten Wolkendecke und fast völliger Dunkelheit hätte man durch die schnell aufeinanderfolgenden Blitze ohne Mühe eine Zeitung lesen können. Die aufkommenden Windböen peitschten den Regen fast waagrecht gegen die Fensterfront unseres Wohnhauses. Durch die Ritzen der Haustüre und die runden Fenster im Wohnzimmer und Flur, floß das Wasser in strömen, so dass wir hinreichend damit beschäftigt waren, die entsprechenden Stellen mit Eimern und Handtüchern auszustatten, um den eintretenden Wassermassen Herr zu werden.
Nach einer guten halben Stunde legte sich der Sturm wieder. Da es draussen jedoch stockdunkel war, konnten wir nicht erkennen, welche Schäden der Sturm auf dem Gelände angerichtet hatte. Dafür dann am nächsten Tag!
Die vielen abgebrochenen Äste und teilweise entwurzelten Bäume wollen wir nicht extra erwähnen. So waren wir nun die Woche über mit den Aufräum- und Renovierungsarbeiten beschäftigt.
… wie ueberall auf der Welt brauchen gute Freundschaften Zeit und die Chemie muss stimmen. Nur die Basis der gemeinsamen Sprache, Kultur und die Tatsache nach Paraguay ausgewandert zu sein ist meist nicht ausreichend damit sich eine gute Freundschaft entwickeln kann. Gelegenheiten Menschen kennenzulernen gibt es auch in Paraguay mehr als genuegend. Ob in deutschen Clubs, Restaurants oder sonstigen Events.
Gerade als Neueinwanderer sucht man oft zuerst den Kontakt mit „Vertrautem“ sprich einer Kultur und Sprache die man kennt und spricht, um Informationen ueber das Leben in Paraguay zu erhalten. Natuerlich in der Hoffnung, dass das Vertrauen, das man investiert nicht ausgenutzt wird.
Unsere Erfahrungen waren und sind recht unterschiedlich, eben so wie die Menschen sehr vielfaeltig und unterschiedlich sind. Zum ersten gilt, man nimmt sich selber mit. Nur weil man in einem anderen Land ist, ist man nicht ploetzlich eine neue Person. Wer in Deutschland seine Freunde nicht am Stammtisch gesucht hat wird dies auch hier in Paraguay nicht tun sondern dort suchen wo er sie auch in Deutschland gefunden hat. Die zweite Regel war fuer uns, sich stets auf unsere Menschenkenntnis und den ersten Eindruck ueber eine Person zu verlassen.
Damit sind wir in der Regel sehr gut gefahren und haben nur in wenigen Ausnahmefaellen negative Erfahrungen gemacht (z. B. dass man eine Person nicht wirklich einschaetzen konnte, da sie in einem anderen politischen System aufgewachsen ist als man selbst). Unser Fazit ist, auch in Paraguay findet man Freunde aber um Vertrauen aufzubauen braucht es genau wie in Deutschland einfach Zeit.
… des öfteren wurden wir die vergangenen Tage gefragt ob es dem fliegenden Hund besser geht. Hierzu wollen wir kurz berichten, dass der fliegende Hund nun im Hundehimmel gelandet ist.
Obwohl wir ihn bestens mit Futter versorgt und ihn mit Antiparasitenmitteln geimpft haben hat er es leider nicht geschafft wieder gesund zu werden.
Seinem Aussehen nach zu urteilen hatte er wohl auch Leishmaniose.
… wer sich in Paraguay selbständig machen möchte wird um dieses Thema nicht herum kommen. Da wir in Deutschland schon selbständig waren hatten wir diesbezüglich schon einige Erfahrungen sammeln können. Nicht jedoch mit einer anderen Kultur und Mentalität wie hier in Paraguay.
Schon beim Einstellungsgespräch stellt man schnell fest, dass man ein wahres Multitalent vor sich hat. Der neue Mitarbeiter kann angefangen bei Maurerarbeiten, Dach decken, Fliesen verlegen über Installationsarbeiten alles, was von einem guten Handwerker gefordert wird. Auch kennt er sich mit Vieh- und Landwirtschaft bestens aus. Er kann nicht nur Tiere versorgen, sie operieren sowie notfalls auch schlachten und fachgerecht zerlegen sondern auch den Acker pflügen, säen, ernten einfach alles. Sogar an Reparaturarbeiten von Fahrzeugen, Maschinen, Elektrogeräten traut er sich heran. Alle aufgetragenen Arbeiten werden mit „no hay problema“ beantwortet und nach bestem Wissen und Gewissen pflichtbewusst erfüllt.
So ist es nun die Aufgabe des Arbeitgebers in den nächsten Tagen und Wochen herauszufiltern, was denn nun wirklich die Gaben zund Fähigkeiten des neuen Mitarbeiters sind und ihn entsprechend seinen Qualifikationen einzusetzen. Und sollte dann wider Erwarten der Fall eintreten, dass der Mitarbeiter nicht halten kann was er versprochen hat bzw. man keinen passenden Einsatzort für ihn finden kann so sollte man ihn bevor er noch größeren Schaden anrichtet ganz dezent und vorsichtig hinaus loben und ihm klar machen, dass er für diesen Betrieb einfach überqualifiziert ist und dass es keine weiteren Aufstiegs- und bessere Verdienstmöglichkeiten bei uns gäbe. Auf keinen Fall sollte man direkt und unverblümt sagen wo es klemmt, denn dies könnte fatale Folgen haben.
Doch gibt es nicht nur einheimisches Personal sondern auch deutsch-spanisch sprechende Arbeitsanwärter. Hier haben wir die Erfahrung gemacht, dass man irgendwann nicht mehr klar definieren konnte, wer denn nun eigentlich der Chef ist. Wenn dann außer Haus Geschäfte abgewickelt werden kann es passieren, dass sich der Mitarbeiter als der Besitzer ausgibt, oder der Einkauf nicht im Sinne des Chefs sprich so günstig wie möglich ausgeführt wird sondern nach der Höhe der Provisionszahlung an den Mitarbeiter ausgehandelt wird.
So hatten wir zu Beginn auch des Öfteren einen Wechsel von „wirklich gutem“ Personal. Inzwischen hat sich jedoch eine Stamm-Mannschaft herausgebildet mit der wir sehr zufrieden sind. Zuverlässige und nach unserem Ermessen ehrliche Leute.
Auf dem Land gibt es wenige Arbeitsplätze und dies ist vor allem für die jungen Menschen ein Problem. Das Leben ist auch auf dem Land teuer. Ein Tagelöhner verdient ca. 40.000,-Gs pro Tag, ein Handwerker 60.000,-Gs und viele Frauen machen Heimarbeit wie z. B. Hüte flechten wo sie in etwa 1.000,-Gs/0,16€ in einer Stunde verdienen. Als Vergleich kostet hier ein Liter Milch 3.000,-Gs/0,48€, ein Ei 700,-Gs/0,11€, 1kg Mehl 5.000,-Gs/0,83€, 1kg Zucker 6.000,-Gs/1€, 1 kg Fleisch ca. 15.000,- Gs / 2,50 € und mehr.
Somit ist klar, dass jeder gerne eine Festanstellung hat und sich versucht so gut wie möglich anzupreisen.
… auf den Tag genau sind wir heute nun schon 4 Jahre in Paraguay.
Oft hört man die Frage „Habt ihr diesen Schritt schon einmal bereut?“
Diese Frage können wir mit einem klaren „Nein!“ beantworten. Wir fühlen uns hier wohl, auch wenn man die Heimat, Verwandte und Freunde manchmal sehr vermisst!!!
4 Jahre in einem fernen, fremden Land. Nach einer solchen Zeit kann man schon ein wenig zurückschauen und Résumée ziehen. Was war gut, was gab es an Negativem.
So dachten wir, dass wir so manche Themen ein wenig Revue-passieren lassen und in den nächsten Tagen kurze Berichte dazu schreiben wollen.
Einige Themen wären:
– Personal
– Freunde in Paraguay
– Erlebnisse mit Besuchern
– schlaue Internetanfragen
– Glotztourismus